Satte 37 Teilnehmer werden dieses Jahr am Eurovision Song Contest in Basel antreten – alle in der Hoffnung, ihr Song werde beim Publikum und bei den Länder-Jurys Anklang finden.
6 davon erhalten einen garantierten Startplatz im Grand Final: Das sind die sogenannten Big Five Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Grossbritannien einerseits, weil sie den grössten Anteil am Etat der European Broadcasting Union (EBU) tragen, und die Schweiz andererseits, da sie Vorjahresgewinnerin war und daher auch Gastgeberland ist.
Die anderen 31 Länder werden sich an zwei Halbfinals abrackern müssen, wobei je die besten 10 ins Final vorrücken.
Und nun – endlich – sind alle Teilnehmersongs bekannt – womit die Stunde der Buchmacher gekommen ist, denn subjektiv gefühlte Favoriten wollen mit Daten und Fakten belegt werden. Die Website Eurovision World analysiert alle wichtigen Anbieter auf dem europäischen Buchmachermarkt und kann daher eine umfassende Rangliste der Favoriten präsentieren. Aktuell (Stand 24. März 2025) sind das die Top Ten:
Gewinnt Schweden einmal mehr Eurovision? Nach wie vor sagen die Buchmacher Schweden den Sieg beim ESC 2025 voraus. Die Chancen der Band KAJ mit dem Lied «Bara bada bastu» liegen bei 23 Prozent (Stand 24. März). Anfang März waren es noch 17 Prozent.
Dicht auf Schwedens Fersen folgt Österreich, das in den letzten Wochen unglaublich aufgeholt hat. Sänger JJ mit seinem Song «Wasted Love» hat aktuell eine 22-prozentige Chance auf den Sieg. Zuvor lag er auf dem vierten Platz.
Frankreich wurde von Österreich auf den dritten Platz verdrängt. «Maman» von Louane kommt aktuell auf 12 Prozent bei den Buchmachern.
Diese weiteren Songs vervollständigen aktuell die Top Ten:
Israel: 8 Prozent
Die Niederlande: 6 Prozent
Finnland: 4 Prozent
Estland: 3 Prozent
Belgien: 2 Prozent
Albanien: 2 Prozent
Ukraine: 2 Prozent
So. Und wo bleibt die Schweiz?
Laut Buchmachern liegt Zoë Më mit «Voyage» weit abgeschlagen auf dem 22. Platz. Und damit unter anderem hinter etwa dem Vereinigten Königreich, Italien oder Deutschland. Aber noch vor Spanien, Serbien oder Kroatien. We will see.
Bleibt die Frage:
Wie treffsicher sind die Vorhersagen der Buchmacher für den Eurovision Song Contest WIRKLICH?
Betrachtet man die jährlichen Wettquoten über einen längeren Zeitraum, können sie eine durchaus respektable Erfolgsbilanz vorweisen. Unterschiede lassen sich zuweilen in den Vorhersagen vor den Proben und nach den Proben finden. Liegt die Treffsicherheit vor den Proben durchschnittlich bei etwas über 50 Prozent, war der schlussendliche Gewinner nach den Proben fast immer unter den Top 3 der Buchmacher. Oft ändert sich der Favorit nach den Proben (was die Wichtigkeit einer gelungenen Live-Inszenierung unterstreicht).
Alle Wettquoten ab Rang 5 sind eigentlich nichtsaussagend. Ob Estland mit seinen 3 Prozent wirklich schlechtere Chancen hat als Finnland mit 4 Prozent, ist komplett hypothetisch und daher irrelevant.
Der steile Aufstieg von Israels Yuval Raphael lässt hingegen aufhorchen. Noch vor Kurzem platzierten sie die Buchmacher auf Rang 8. Trotzdem dürfte sie aktuell zu hoch bewertet sein. Bekanntlich darf laut ESC-Reglement «ein Lied oder Auftritt keine politische Botschaft enthalten» – und dennoch ist der Song Contest stets politisch, besonders was das Abstimmungsverhalten von Jurys und Televoting betrifft. Israel wird heuer beim Publikumsvoting garantiert durchfallen, und eventuelle Punkte einzelner Länder-Jurys werden Yuval nicht in die vorderen Ränge hieven können.
Dass Frankreich aktuell so weit vorn liegt, hat einerseits mit der Tendenz zu tun, dass die Big Five bei den Wettquoten traditionell zu hoch bewertet werden und andererseits mit der unbestreitbar guten Qualität von Song und Sängerin. Auch hilft es, dass Frankreich bei der Präsentation ihres ESC-Beitrags gehörig geklotzt statt gekleckert hat: das riesige Stade de France, Feuerwerk, Trommler in Massen ... if you want it BIG, call the French. Doch am Ende dürfte genau jenes typisch «Französische» der Grund für ein Nichtabschneiden am Finale sein. So grossartig Louanes «Maman» auch sein mag, für den Rest Europas ist der Song am Ende wohl etwas gar, naja, französisch und daher nicht für die Top 3 geeignet.
Viel spannender ist das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Schweden und Österreich. Für beide Länder spricht, dass sie aussenpolitisch aktuell unbelastet erscheinen. Eine flotte Comedy-Dance-Nummer wie «Bara bada bastu» könnte heuer aus eskapistischen Gründen erfolgreich sein, während die verblüffend dramatische Ballade «Wasted Love» mit der exzentrischen Falsettstimme des Kontertenors JJ sich durch ihre schiere Qualität und ihren Wow-Faktor durchsetzen könnte. Für letzteren Song spricht auch, dass er auf Englisch gesungen ist, während der schwedische Beitrag auf Schwedisch ist (ja, die Jungs von KAJ stammen aus Finnland, aber aus dem schwedischsprechend Teil, offenbar).
Wie oben erwähnt sind die Proben ein entscheidender Änderungsfaktor bei den Wettquoten. Kurz vor den Halbfinals könnte die Rangliste durchaus anders aussehen. Aber beim aktuellen Wissensstand liegen die Buchmacher mit Schweden oder Österreich wohl nicht falsch.